Politik
Politik
Politik
Politik
Schwerpunkt
Politik
Politik
Politik
Seit bald zwei Jahrzehnten diskutiert die Schweiz über die Einführung eines Vaterschaftsurlaubs. Bis anhin hat sich das Parlament stets dagegen entschieden. Doch es ist eine Trendwende im Gang und das Stimmvolk kann im September einen Grundsatzentscheid fällen.
Für die Geburt seines ersten Kindes hat Hauke Krenz von seinem Arbeitgeber einen einzigen Tag Urlaub erhalten. Das war vor fünf Jahren. Danach hätte er seine Frau und sein neugeborenes Kind alleine lassen und wieder zur Arbeit gehen müssen. Doch das wollte er nicht: «Ich hätte ein schlechtes Gewissen gehabt deswegen. Ich wollte von Anfang an Teil dieser Familie sein, Verantwortung übernehmen und eine enge Beziehung zu meinem Kind aufbauen», sagt der in der Genfer Gemeinde Lancy lebende Vater: «Ein Tag Urlaub reicht ja oft nicht einmal aus, um die Geburt richtig mitzuerleben.»
Der Betriebsökonom setzte deshalb seinen Jahresurlaub ein, um in den Wochen nach der Geburt bei seiner Frau und seinem Kind sein zu können. Und er hat sich gleichzeitig bei seinem Arbeitgeber «heftig beschwert», nämlich über die fehlende Möglichkeit, einen längeren Vaterschaftsurlaub beziehen zu können. Mittlerweile hat der damalige Arbeitgeber von Hauke Krenz seine Familienpolitik geändert: Bei der Geburt seines zweiten Kindes vor zwei Jahren konnte Hauke Krenz zehn Tage Vaterschaftsurlaub beziehen. Es ist offensichtlich ein Kulturwandel im Gang.
Krenz ist tatsächlich gar kein Einzelfall. In der Schweiz stellen sich mittlerweile viele junge Familien auf den Standpunkt, dass Vätern auch nach der Geburt eine wichtige Rolle zukommt. Als Folge bieten immer mehr Unternehmen einen Vaterschaftsurlaub an, um für junge Fachkräfte attraktiv zu bleiben. Die Pharmafirma Novartis etwa ist bezüglich Vaterschaftsurlaub die Schweizer Spitzenreiterin und gewährt den bei ihr arbeitenden Vätern 90 Tage Urlaub nach der Geburt eines Kindes. 15 Tage gewähren Firmen wie Migros, Coop oder Swisscom.
Allerdings: Ein Vaterschaftsurlaub als solches ist bis heute in der Schweiz nicht gesetzlich geregelt. Nur der 14-wöchige Mutterschaftsurlaub ist im Gesetz verankert. Väter können bei der Geburt ihrer Kinder noch immer nur einen einzigen Freitag geltend machen. Ob sie ihren Angestellten darüber hinaus einen weitergehenden Vaterschaftsurlaub gewähren oder nicht, ist den Arbeitgebern freigestellt.
Doch das könnte sich bald ändern: Alle Väter sollen das Recht bekommen, in den ersten sechs Monaten nach der Geburt ihres Kindes zehn Tage Urlaub zu beziehen, entweder am Stück oder tageweise. Zumindest sieht das die Abstimmungsvorlage vor, über welche am 27. September 2020 in der Schweiz abgestimmt wird.
Über 30 erfolglose Anläufe
Über einen Vaterschaftsurlaub wird in der Schweiz schon seit Jahren diskutiert. Seit 2003 wurden auf Bundesebene über 30 parlamentarische Vorstösse eingereicht, die einen Vaterschaftsurlaub forderten oder gar einen Elternurlaub, der auf Mutter und Vater aufgeteilt würde. Allerdings: Das Parlament entschied sich stets dagegen. Das schlagkräftigste Argument waren stets die Kosten. Gemäss den Berechnungen des Bundes würden sich die Kosten für den nun vorliegenden Vorschlag zum Vaterschaftsurlaub auf 230 Millionen Franken pro Jahr belaufen.
Dass die Schweizer Bevölkerung nun zum ersten Mal direkt über einen gesetzlich geregelten, zehntägigen Vaterschaftsurlaub abstimmen kann, ist auf eine 2017 eingereichte Volksinitiative zurückzuführen, die einen vierwöchigen Vaterschaftsurlaub forderte. Der Verein «Vaterschaftsurlaub jetzt!» zog seine Initiative vor einem Jahr allerdings zugunsten eines Gegenvorschlags des Parlaments zurück: Dieses schlug als Kompromiss zehn Tage Urlaub vor. Doch dieser Kompromissvorschlag geht einigen noch immer zu weit. Ein überparteiliches Komitee, das sich «gegen immer mehr staatliche Abgaben» wehrt, sammelte Unterschriften für ein Referendum – und erzwang so die nun anstehende Abstimmung.
Dass das Väterbild in der Schweiz im Wandel ist, das stellt man bei den Gegnerinnen und Gegnern der Vorlage nicht in Frage. «Viele junge Frauen sind heute sehr gut ausgebildet und möchten auch nach einer Geburt weiterarbeiten», sagt SVP-Nationalrätin Diana Gutjahr, die selber Unternehmerin ist und das Referendumskomitee zusammen mit weiteren bürgerlichen Politikerinnen und Politikern anführt. Das Komitee stört sich laut Gutjahr denn auch gar nicht daran, dass viele Väter heute in der Familie eine aktive Rolle einnehmen wollen. Aber: «Mit dem staatlich bezahlten Vaterschaftsurlaub von zehn Tagen wird ein Mann nicht zu einem umsorgenden Vater. Der Vater muss eigenverantwortlich bereit sein, sich mindestens 18 Jahre lang Zeit zu nehmen und für seine Kinder da zu sein.»
Dem Referendumskomitee missfallen zudem zwei weitere Punkte: Die Finanzierung der zwei Wochen Urlaub, welche analog zum Mutterschaftsurlaub über die Erwerbsersatzordnung erfolgen soll, sowie die Einmischung des Staats in den liberalen Arbeitsmarkt. «Die Sozialversicherungen sind bereits heute verschuldet und sollten nicht weiter belastet werden. Sozialwerke sind dazu da, um finanzielle Nöte abzufedern, und nicht, um alle Luxuswünsche zu erfüllen», sagt Diana Gutjahr. Man nehme so den Firmen auch die Möglichkeit, den Vaterschaftsurlaub individuell zu regeln und sich so einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen.
Doch gerade an den individuellen Regelungen stören sich die Befürworter der Vorlage: «Für einen gelungenen Start ins Familienleben braucht es präsente Väter. Ein solcher Start soll deshalb allen Vätern möglich sein und nicht nur jenen, die sich einen unbezahlten Urlaub leisten können oder bei einer Firma arbeiten, die bereits einen längeren Vaterschaftsurlaub anbietet», sagt Adrian Wüthrich, SP-Politiker und Präsident von Travail Suisse, dem Dachverband der Arbeitnehmenden. «Die Schweiz ist zudem europaweit das einzige Land, das keinen gesetzlich verankerten Vaterschafts- oder Elternurlaub kennt», sagt Wüthrich: «Väter spielen heute punkto Betreuung jedoch längstens eine zentrale Rolle.»
Abstimmung hin oder her: Für Vater Hauke Krenz war die Entscheidung richtig, bei der Geburt seiner Kinder für längere Zeit zuhause zu bleiben. «So entsteht aus meiner Sicht eine natürlichere und engere Bindung zum Kind», ist er überzeugt. Diese Bindung hat er sogar noch intensiviert: Mittlerweile kümmert er sich vollzeitlich um seine Kinder und hat seinen Beruf vorübergehend aufgegeben. Denn: «In zehn Jahren möchte ich nicht denken müssen, dass ich diese Zeit verpasst habe.»
Kommentare
Kommentare :
Ich bin vor 1 1/2 Jahren selbst Mutter geworden und aktuell sehr froh, dass es in Deutschland die Elternzeit plus das Elterngeld gibt. Durch das Aufteilen der Zeit zwischen den Eltern kamen wir auf insgesamt 14 Monate Elterngeld. Ich blieb die ersten 7 Monate Zuhause und mein Mann die nächsten 7. Nun arbeiten wir beide nur noch 30 Stunden/Woche, können aber wieder in Vollzeit zurück, wenn wir wollen.
Es ist so schön zu sehen, welch enge Bindung unsere Tochter durch die gemeinsame Zeit zu ihrem Vater bekommen hat und auch für ihn war es eine sehr wertvolle Erfahrung. Diese Chance wünsche ich auch jungen Familien in der Schweiz.
Ich bin vor 1 1/2 Jahren selbst Mutter geworden und aktuell sehr froh, dass es in Deutschland die Elternzeit + das Elterngeld gibt. Durch das Aufteilen der Zeit zwischen den Eltern kamen wir auf insgesamt 14 Monate Elterngeld. Ich blieb die ersten 7 Monate Zuhause und mein Mann die nächsten 7. Nun arbeiten wir beide nur noch 30 Stunden/ Woche können aber wieder in Vollzeit zurück wenn wir wollen.
Es ist so schön zu sehen, welch enge Bindung unsere Tochter durch die gemeinsame Zeit zu ihrem Vater bekommen hat und auch für ihn war es eine sehr wertvolle Erfahrung. Diese Chance wünsche ich auch jungen Familien in der Schweiz.
Worse... what doesn't seem to be taken into consideration at all, is the fact that this is very trying for small families in Switzerland. Many women never recover well, as they are too overwhelmed from the experience. Many families are forced to send their new born to strangers for care, not by choice, but by circumstances. And this is not favorable for newborn babies. Unfortunately this has impacted generations.
It's hard to comprehend, how our Swiss system can be so backward in this particular matter, and is actually limping way behind most other countries around the world. It's time to make life better for young families.
Et oui, cela a un coût! Pourtant le Canada et le Québec ne sont pas trop endettés et font même bonne figure sur ce point! Il s’agit surtout d’un choix de priorités lorsque l’on parle de finances. Et le peuple suisse n’a définitivement pas les mêmes priorités que le peuple québécois lorsque l’on regarde par exemple, le budget accordé à l’industrie de l’armement suisse pour protéger ce magnifique pays!
Malgré ce piètre potentiel petit pas en avant, je me console en voyant que les jeunes pères suisses ont compris qu’ils pouvaient faire évoluer la mentalité suisse sur ce point! Allez la Suisse: Hop, un petit pas en avant, pas trop vite!
Et pour ceux qui crient à "l'assistanat" et à "l'emprise" de l'Etat, il ne faut pas oublier que l'absence de politique familiale en Suisse fait reposer la responsabilité aux mères. Parler de libre choix individuel est hypocrite et mensonger.
Seriously!!!! Was she ever a mom? When my son was born, my wife got really sick and had to spend a month at the CHUV. Guess who had to quit his job to take care of the baby? I never regretted an instant. I have an incredible bond with my son and daughter. Of course there are men out there who should not be fathers, but for the rest of us PLEASE do the right thing and move out of the middle ages.
De manière cocasse, les mêmes qui critiquent ce projet bien trop modéré sont ceux qui veulent priver l'économie des jeunes hommes entre 25 et 40 ans en les envoyant 3 ou 4 semaines PAR ANNÉE, tourner en rond et boires des verres au frais du contribuable lors de cette absurdité que sont les cours de répétition. Cette perte économique massive pour les employeurs aux frais de collectivité et pour un résultat sécuritaire nul (mais une hausse de vente de pinard et bières dans les bars proches des casernes), ne semble pas les déranger...
J'invite tous les suisses de l'étranger à voter en septembre pour offrir à ces référendaires impudents la baffe électorale qu'ils méritent!
Durch den Welthandel importieren wir mit den Produkten die Armut der Billigländer. Man kann somit durch Sozialabbau und sinkendem Gehaltsniveau konkurenzfähig bleiben und das normale Volk muss als Arbeitnehmer und Schuldner bestehen bleiben.
Innerhalb eines Jahres arbeiten wir fürs Auto, Schuldzinsen, Mieten, Telefon, Steuern, Lebensmittel, Kleidung, Ferien, Versicherungen, Staatsapparat, für Rüstung, Kirchensteuer, zuviel gekaufte Ware, Medikamente, für versteckte Zinsen usw.
Wir werden zu Masslosigkeit erzogen, jedes erwachsene Familienmitglied braucht sein eigenes Auto. Es ist diese Endlosschleife
die uns gefangen hält.
If you ever gave birth to a child you know how much energy it takes away from the mother. Evan without complications giving birth the mother is in pain and discomfort.
The support of the Daddy is so important for the new born baby and the Mother. It's a good investment for the whole family and even more so for the whole Country. I am a proud Schwiizer, and I pray that Switzerland is doing the right decision and say Yes to more availability for Dads.
COMPARONS Jusqu'à present en Suisse, la loi accorde 1 jour au nouveau père! En Espagne, le père a droit a un congé payé de 12 semaines qui va passer dès l'an prochain à 16 semaines pour equiparer les congés parentaux. Autres pays...autres moeurs...
Die Kosten sind wirklich zu hoch. Die meisten Leute in der Schweiz haben sowieso 4 bis 5 Wochen Ferien. Also bei Geburt eine Woche davon beziehen. Aber das wiederum will niemand. Die 230 Millionen täten der AHV auch gut. Was machen die meisten mit dem Vaterschaftsurlaub? Sehr wahrscheinlich Velofahren oder sonstiges Sporttreiben. Wie wäre es mit einem Todesurlaub (wenn jemand in der Familie stirbt) von ca. 2-4 Wochen? Es gäbe noch viele Gründe für mehr Urlaub!!!
Es beginnt schon beim Begriff "Vaterschaftsurlaub". Ein kleines Kind zuhause zu haben hat nicht das Geringste mit "Urlaub" zu tun - es ist wundervolle, aber kräftezehrende Arbeit, und zwar für viele Jahre. Folgerichtig heißt es in Deutschland deshalb auch nicht "Urlaub", sondern "Elternzeit". Und die kann auf beide Eltern verteilt werden, statt alles wie in der Schweiz voll zu Lasten der Frau gehen zu lassen.
Und bezüglich "Mit dem staatlich bezahlten Vaterschaftsurlaub von zehn Tagen wird ein Mann nicht zu einem umsorgenden Vater": vollkommen richtig. Aber er lernt aus erster Hand, was von Frauen klaglos erwartet wird. Er lernt Wertschätzung für diese Art von Arbeit. Und mit einer entsprechenden finanziellen Absicherung ist er sogar in der Lage, daran teilzuhaben. Erst das macht ihn zu einem echten "umsorgenden Vater", nicht nur der nach Hause gebrachte Lohnzettel.