Ritter, bestens bekannt im Bundeshaus, ging als Favorit ins Rennen. Allerdings hatte er zuvor mit seiner mitunter forschen Art des Lobbyierens für die Sache der Bauern bereits etliche Parlamentarier vor den Kopf gestossen. Pfister wiederum setzte auf seine umgängliche, konsensorientierte Art des Politisierens, um seine fehlende Bekanntheit in Bundesbern wettzumachen. Der Oberst versuchte auch, mit seiner militärischen Vergangenheit zu punkten. Die Kaserne sei ihm vertrauter als das Bundeshaus. Das Rennen machte am 12. März 2025 schliesslich der anfänglich als «Alibikandidat» gehandelte Martin Pfister. Die vereinigte Bundesversammlung wählte ihn – just bei Redaktionsschluss dieser «Revue» – bereits im zweiten Wahlgang mit 134 Stimmen. Ritter kam auf 110 Stimmen. Pfisters Erfolg war letztendlich also kein Zittersieg.
Das Verteidigungsdepartement im Wandel
Bereits bei Amherds Rücktritt wurde mehrheitlich davon ausgegangen, dass ihr Nachfolger selbstredend das Verteidigungsdepartement (VBS) zu übernehmen habe. Dies könnte bei einigen potenziellen Bewerbern beim Entscheid, nicht zu kandidieren, auch eine Rolle gespielt haben. Nach dem Fall der Mauer 1989 galt das VBS nämlich lange als – unbeliebtes – Einstiegsdepartement. Die Vorsteher flüchteten meist bei der ersten Gelegenheit in wichtigere und prestigeträchtigere Departemente. Als Bundesrat Adolf Ogi (SVP) in den 1990er-Jahren unfreiwillig das Verteidigungsdossier übernehmen musste, klagte er, «in die Nationalliga B strafversetzt» worden zu sein.
Inzwischen ist das VBS angesichts des Ukraine-Kriegs und der Gefahren im Cyberbereich zu einem der wichtigsten Departemente aufgestiegen. Die Politik hat den Finanzrahmen für das Militär massiv erhöht. Mit über 12 000 Beschäftigten ist das VBS das grösste aller Departemente.
Gleichzeitig warten auf den neuen politischen Chef, Martin Pfister, nun viele Baustellen. Mehrere Beschaffungsprojekte sind in Schieflage. Jüngstes Beispiel ist der Kauf von Aufklärungsdrohnen von einer israelischen Firma, deren Lieferung sich weiter verzögert. Die Finanzaufsicht des Parlaments hat im Januar Alarm geschlagen. Es geht um Projekte mit einem Gesamtvolumen von 19 Milliarden Franken. Auch die vom Bundesrat beschlossene Kooperation mit der Nato, die unter Druck von links und rechts steht, muss der neue VBS-Vorsteher absichern.
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