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  • Reportage

Im Jahr des Hasen

12.05.2023 – Marc Lettau

Schauen wir doch im heurigen chinesischen Jahr des Hasen, wie es denn dem schweizerischen Hasen geht. Der extrem kurze Befund: Dem frei lebenden Feldhasen geht es mies; seinem Abbild aus Schokolade im Verkaufsregal hingegen prächtig.

Höher, weiter, schneller, schöner? Auf der Suche nach den etwas anderen SchweizerRekorden.Heute: Die extreme Spannung zwischenVorbild und Abbild im Falle des Hasen

Ostern liegt für dieses Jahr hinter uns. Erfahren haben wir dabei aufs Neue die österliche Fülle und Vielfalt im Süsswarenbereich: Schokoladehase, Nougathase, Mandelsplitterhase, Goldhase & Co. beherrschten die Verkaufsregale. Nicht mümmelnd, sondern sehr süss und sehr stumm – und ungeheuer zahlreich. Allein der Schweizer Grossverteiler Migros produzierte in seinem Werk Delica in Buchs (SG) 6,8 Millionen Hasen.

China mag das Jahr des Hasen kennen. Doch die Schweiz ist – oder war – das Land des Hasen. Besonders in der Deutschschweiz diktierte das Wildtier unzählige Flurnamen. Die Landschaft wird zur Hasenlandschaft: Hasenacker, Hasenberg, Hasenbühl, Hasenburg, Hasenfeld, Hasengaden, Hasenhalden, Hasenmoos, Hasenplatte, Hasensprung, Hasental, Hasenstrick, Hasenwinkel. Das ist nur eine kleine Auswahl, die deutlich macht, wie allgegenwärtig das Tier durch die Gegend hoppelte – und dabei auch ins Visier der Jäger.

Der Feldhase versprach Fleisch auf den Teller. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg wurden bis zu 75 000 Hasen erlegt. «Der Feldhase war vielerorts die Jagdbeute Nr. 1», sagt dazu Biologin Claudine Winter von der Abteilung Biodiversität und Landschaft des Bundesamtes für Umwelt (Bafu). Inzwischen weist die schweizweite Jagdstatistik nur noch rund 1500 Abschüsse pro Jahr aus, denn dem Feldhasen geht es schlecht – insbesondere im Schweizer Mittelland. Wie schlecht, zeigt das seit 1991 durchgeführte Schweizer Feldhasenmonitoring, für das ausgewählte Gebiete unter die Lupe genommen werden: Über die Jahre gibt es nur einen Trend: nach unten. Seit Beginn des Monitorings hat sich die Zahl der Feldhasen erneut halbiert, von einem tiefen auf ein sehr tiefes Niveau. Pro Quadratkilometer sichten die Feldforscher noch rund 2,5 Hasen.

Grösser und grösser wird das Heer der Osterhasen. Zu den Millionen der Migros kommen die Millionen des Marktrivalen Coop und all die Schokoladehasen der übrigen Mitspieler auf dem Süssigkeitenmarkt. Insgesamt werden in der Schweiz laut dem Verband Chocosuisse jährlich um die 16 Millionen Osterhasen produziert – zwei Hasen für jeden und jede im Lande – und es wird an Ostern eine Süssigkeitenmenge von gegen 5000 Tonnen verzehrt. Eine uralte Tradition? Mitnichten. Vor 1950 gab es kaum Schokoladehasen, vor allem keine hohlen. Die «Hohlfigurentechnik» wollte von den Chocolatiers erst entdeckt und perfektioniert werden. Der steile Anstieg der Produktionszahlen setzte erst vor rund 50 Jahren ein, beklemmend zeitgleich mit den stark fallenden Zahlen der Feldhasenstatistik. Eine verlässliche Angabe zur schweizweiten Zahl der Hasen kann allerdings auch das erwähnte Feldhasenmonitoring nicht nennen, fokussiert es sich doch auf ausgewählte Beobachtungsgebiete. Selbst die Jagdstatistik hat nur noch beschränkte Aussagekraft: In zahlreichen Kantonen verzichten die Jägerinnen und Jäger auf die Hasenjagd, zumal das Tier als verletzliche Spezies auf der «roten Liste» der gefährdeten Arten figuriert. Die unbestechlichste und zugleich blutigste Statistik belegt aber den anhaltenden Niedergang des Feldhasen: Es ist die Statistik der von Autos überfahrenen oder von landwirtschaftlichen Maschinen getöteten Wildtiere. In dieser «Fallwildstatistik» figurierten in den 1980er-Jahren etwa 4000 Hasen. Heute sind es noch gut 1000.

Die Felder sind öde geworden

Prekär ist des Feldhasens Lage vor allem im Schweizer Mittelland: «Hier ist die Situation des Feldhasen wirklich nicht gut und wir erkennen keinen Hinweis auf Erholung», sagt Bafu-Biologin Claudine Winter. Der Hauptgrund ist rasch gefunden: Dem Hasen fehlen in der ausgeräumten Agrarlandschaft des Mittellands die «Kleinstrukturen», etwa Hecken, die den Jungtieren Schutz bieten. Auf offenem Wiesland werden diese leichte Beute für Füchse, Katzen und Greifvögel. Aber auch die Bewirtschaftungsform dezimiert die Hasenbestände: «Würden Wiesen so spät wie möglich gemäht, dann trüge dies zum Schutz des Hasenbestands – und der Rehkitze – bei.» Nur gibt es in der Schweiz diesbezüglich keine so weitreichenden Vorschriften.

Der in der Schweiz heimische Feldhase stammt ursprünglich aus den Steppen der Ukraine und Südrusslands. In der Jungsteinzeit verbreitete er sich, zusammen mit dem Ackerbau, auch in der Schweiz. Foto iStock

Was heisst das für die kindliche Erfahrung an Ostern und darüber hinaus? Hasen erblicken wir zuerst in ihrer künstlichen Form. Und selbst jene, die am Hasenbühl oder Hasenacker wohnen, sehen da wohl zeitlebens nie einen wild lebenden Feldhasen. Es ist wenn schon der Hasen Feind, der sich bis ins Wohnquartier wagt: Füchse, die im urbanen Raum zurechtkommen, werden zahlreicher.

EIn golden glänzender Erfolg

Der Feldhase ist ein Fruchtbarkeitssymbol. Bis viermal pro Jahr kann eine Häsin Junge werfen. Grundsätzlich ist kaum ein Wildtier vermehrungsfreudiger – wenn es denn eine ihm freundliche Umwelt anträfe. So sind wiederum allein die Chocolatiers für die Vermehrungsrekorde zuständig: So produziert Lindt & Sprüngli pro Jahr weltweit rund 150 Millionen ihrer in glänzende Alufolie verpackten Goldhasen.

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Kommentare :

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    Barbara Mays, USA 17.05.2023 um 15:41
    There's a real problem with feral cats throughout the world and it is not because of what comes natural to them, such as procreating, and killing wildlife when there is no one providing them with care/food. People are the root of the problem. All cats need to be neutered to control their population and suffering. They must never be abandoned or dumped. Just like these rabbits, cats also suffer due to irresponsible humans! We must do better!
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  • user
    Jean-Noel Brandenburger, Portugal 17.05.2023 um 03:51

    La destruction des haies est un problème commun à toutes les nations où l’agrobusiness a pris le dessus sur la symbiose homme-nature. Hélas, bon nombre de paysans ne sont pas conscients de l’utilité des oiseaux qui mangent les insectes (qui mangent les produits agricoles). Ces oiseaux, tout comme les lièvres, ont besoin des haies pour nicher. Ces mêmes haies sont également un frein à l’érosion des sols, aux inondations, etc… Quant aux chasseurs… qui se prétendent “gardiens de la nature” et “régulateurs des espèces”… difficile à croire.

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