Mit der Teilnahme an Sky Shield bewegt sich der Bundesrat auf neutralitätspolitisch heiklem Terrain. Verteidigungsministerin Amherd betonte denn auch, dass sich die Schweiz nicht in die Konflikte anderer Länder einmischen werde. In einer Zusatzerklärung hat die Schweiz neutralitätsrechtliche Vorbehalte angebracht. Jegliche Teilnahme an internationalen militärischen Konflikten werde demnach explizit ausgeschlossen. Auch das neutrale Österreich plant den Beitritt.
Diese Erklärung vermag allerdings die Kritikerinnen und Kritiker nicht zu besänftigen. Namentlich die SVP befürchtet, dass die Schweiz damit einen weiteren Schritt in Richtung Nato mache und sie warnt vor dem Ende der Neutralität. Sky Shield bringt das Land tatsächlich näher an die Nato. Mit dem Projekt wollen die teilnehmenden Staaten den europäischen Pfeiler des westlichen Verteidigungsbündnisses stärken. Es wird in die Nato-Strukturen integriert. Und wenn von Interoperabilität die Rede ist, heisst das, die Schweiz und Nato-Staaten trainieren die Fähigkeit, gemeinsame Einsätze durchzuführen. Geplant ist mehr als eine simple Einkaufsgemeinschaft, um Kriegsgerät zu besseren Konditionen zu beschaffen.
Anhängerinnen und Anhänger einer weniger strikten Auslegung der Neutralität begrüssen Amherds Pläne. Für sie ist klar, dass sich die Schweiz im Ernstfall nicht alleine verteidigen könnte. Bereits heute profitiert sie vom Schutzschirm der Nato, ohne aber in der grössten Krise seit Jahrzehnten nichts Zählbares zur Sicherheit des Kontinents beizutragen.
In diese Richtung zielt auch die von Armeechef Thomas Süssli einige Wochen später präsentierte Neuausrichtung der Armee. Diese soll wieder fähig werden, militärische Angriffe mit allen Mitteln abzuwehren – wie zu Zeiten des Kalten Krieges, aber adaptiert auf die heutige Realität.
Ist die Schweiz im Krieg, fallen die neutralitätsrechtlichen Verpflichtungen weg. Darauf müsse man vorbereitet sein, heisst es in dem Bericht, der die grundlegende Reform der Armee bis 2031 skizziert. Die Armee müsse fähig sein, die Verteidigung auch in Kooperation mit anderen Streitkräften zu führen. Weil ein Alleingang keine Option sei, seien internationale Kooperationen, auch bei den Beschaffungen, unumgänglich.
Die Pläne aus dem Verteidigungsministerium werden in den kommenden Monaten zweifellos zu heftigen Debatten über die Armee und Neutralität führen.
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