Politik
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Für die eidgenössischen Wahlen vom 22. Oktober werden erneut Tausende für die 246 Sitze im Parlament kandidieren. Die grosse Auswahl macht den Wahl-Entscheid nicht einfach. Online-Plattformen wie Smartvote bieten dazu Werkzeuge an.
Wie viele Männer und Frauen tatsächlich antreten werden, zeigt sich im August, wenn in den 26 Kantonen die Frist für die Einreichung der Kandidaturen abläuft. Es ist gut möglich, dass dann der bisherige Rekord von 2019 geknackt wird. Bei den letzten nationalen Wahlen wollten mehr als 4600 Kandidierende einen der 200 Sitze im Nationalrat ergattern. Und über 200 bewarben sich für die insgesamt 46 Sitze im Ständerat.
Auch diesen Herbst dürften erneut dicke Couverts in die Briefkästen der Wahlberechtigten flattern. Der Umschlag enthält nicht nur ein Bündel mit Wahllisten, sondern auch zahlreiche Wahlprospekte, in denen sich Parteien und Kandidierende im besten Licht präsentieren. Angesichts des Papierbergs stellt sich bei manchen Wahlberechtigten ein leichtes Gefühl der Überforderung ein.
«Angesichts des Kriegs in der Ukraine und der Inflation gewinnen Themen wie Sicherheit, Neutralität und Kaufkraft bei diesen Wahlen an Bedeutung.»
Smartvote-Projektmanager
Wie umfangreich das Wahlcouvert tatsächlich sein wird, hängt nicht zuletzt davon ab, in welchem Kanton man stimm- und wahlberechtigt ist. Dies gilt auch für die Auslandschweizerinnen und -schweizer. In den beiden bevölkerungsreichsten Kantonen Zürich und Bern werden 36 respektive 24 Nationalrätinnen und -räte gewählt. In mittleren Kantonen schwankt diese Zahl zwischen 19 und 7, in kleineren zwischen 6 und 1. Hinzu kommen die Listen für ein bis zwei Ständeratssitze.
Auch in kleineren Kantonen ist die Qual der Wahl gross, übersteigt doch die Auswahl an Kandidierenden bei weitem die Zahl der zur Verfügung stehenden Sitze. Und anders als bei einer kommunalen Wahl, bei denen man die Kandidierenden aus dem Dorfleben kennt, ist die örtliche Distanz bei eidgenössischen Wahlen ungleich grösser. Denn das Bewerberfeld rekrutiert sich aus dem ganzen Kantonsgebiet.
Ob in der Nähe oder aus der Ferne: Das Ausfüllen der Wahlzettel ist ein demokratisches Recht, das mit Anstrengungen verbunden ist. Wie finde ich heraus, welche Parteien und Kandidierenden meine eigenen politischen Überzeugungen am besten vertreten?
Wer bereit ist, etwas Zeit in die passende Wahlentscheidung zu investieren, kann sich auf Smartvote.ch registrieren. Die von einem wissenschaftlichen Netzwerk betriebene Plattform funktioniert ähnlich wie eine Online-Partnersuche: Man klickt sich durch eine Reihe von Fragen, die zuvor bereits von den Kandidierenden beantwortet wurden. Statt um Persönliches geht es dabei um zentrale Themen der Schweizer Politik – darunter etwa die Altersvorsorge, die Krankenkassenprämien oder auch Fragen zu Steuern, Umwelt und Zuwanderung. Am Schluss ploppt auf dem Bildschirm eine Liste mit «Matches» auf – mit den Namen derjenigen Kandidierenden, die prozentual am stärksten mit den eigenen Positionen übereinstimmen. Darüber hinaus lässt sich ein sogenannter Smartspider abrufen: Die Grafik visualisiert über acht thematische Achsen hinweg die politische Verortung auf einem Spinnennetz.
Für die Wahlen 2023 wird der Fragebogen bis im Sommer überarbeitet, wie Smartvote-Projektmanager Michael Erne im Gespräch mit der «Schweizer Revue» erklärt. Um Vergleiche mit früheren Wahlen zu ermöglichen, bleibt ein Grossteil der Fragestellungen unverändert oder wird aktualisiert. Ganz neu wird rund ein Viertel der insgesamt 75 Fragen. «Angesichts des Kriegs in der Ukraine und der Inflation gewinnen Themen wie Sicherheit, Neutralität und Kaufkraft bei diesen Wahlen an Bedeutung», sagt Erne. Mehr Gewicht erhalten auch Fragen zur Digitalisierung, welche alle Lebensbereiche betrifft.
Bereits im Frühling konnte das Publikum eigene Themen-Inputs einreichen. Auf der erstmals eigens dafür aufgeschalteten Plattform «BePart» gingen laut Erne rund 200 Vorschläge ein – darunter zum Beispiel Fragen wie: «Soll die Schweiz die Wiederausfuhr von Munition und Waffen an Drittländer erlauben?» oder «Sind Sie für einen Beitritt zum EWR?» Die Vorschläge fliessen in die Weiterentwicklung von Smartvote ein – nebst Inputs aus Politik und Wissenschaft. Nach Tests wird der neue Fragebogen schliesslich Ende August aufgeschaltet werden. Wer das Funktionieren der Plattform bereits jetzt ausprobieren möchte, kann online auf den Fragebogen der letzten nationalen Wahlen von 2019 zugreifen – sozusagen als «Trainingscamp».
Vor vier Jahren wurde die Plattform von 500 000 bis 600 000 Wählerinnen und Wählern genutzt – das sind 20 Prozent derjenigen, die am Wahlsonntag an die Urne gingen. Bei den Kandidierenden wiederum ist Smartvote weit verbreitet. Bei den Wahlen 2019 füllten 85 Prozent der Kandidierenden den Fragebogen aus. Sie haben alles Interesse daran, auf einer Wahlhilfe-Plattform aufzuscheinen. Nur 15 Prozent der Kandidierenden wollten nichts von einer Teilnahme wissen. Laut Erne handelt es sich dabei meist um sogenannte Listenfüller. Gemeint sind Personen, die ihren Namen für eine Wahlliste zur Verfügung stellen, ohne mit einer Wahlchance zu rechnen.
Eine weitere Plattform, welche die Ausübung des Stimm- und Wahlrechts erleichtert, heisst easyvote.ch. Mit dem Angebot will der Dachverband der Schweizer Jugendparlamente vor allem junge Menschen zur politischen Teilhabe ermuntern. Darüber hinaus bieten die neutralen und leicht verständlichen Informationen einem breiten Publikum einen guten Überblick über anstehende Abstimmungen und Wahlen. Für die eidgenössischen Wahlen erklären Videoclips zudem, wie das Zweikammersystem der Schweiz funktioniert und wie man einen Wahlzettel korrekt ausfüllt. Für die Nutzung auf dem Smartphone steht zusätzlich die App Votenow zur Verfügung.
Bund und Kantone ihrerseits bieten ihrerseits auf www.ch.ch laufend ergänzte Informationen rund um die eidgenössischen Wahlen an. Dies in gebündelter und übersichtlicher Form: vom Wahlkalender über die Regeln für Wahlkampagnen und Transparenz bei der Politikfinanzierung bis hin zu einem Wahlwörterbuch mit Erklärungen technischer Begriffe wie «Kumulieren» und «Panaschieren». Die Plattform enthält zudem Anleitungen, wie man sich als Auslandschweizerin oder Auslandschweizer für die Teilnahme an der Wahl registieren kann.
Jedes Jahr besuchen rund 100 000 Personen das Bundeshaus in Bern. Unter ihnen befinden sich auch viele Schulklassen, die an einer Führung teilnehmen oder während Parlamentssessionen die Debatten von National- und Ständerat verfolgen. Im 2022 erschienenen Heft «Auf ins Bundeshaus!» des Schweizerischen Jugendschriftenwerks (sjw) taucht die junge Melissa in eine ihr neue Politwelt ein. Für Turbulenzen sorgt, dass die Schülerin ihre Maus Luna mit ins Parlamentsgebäude schmuggelt. Auf ihrer Erkundungstour erleben die beiden Protagonistinnen einige Abenteuer und erfahren gleichzeitig, wie Politik vor und hinter den Kulissen funktioniert.
(TP)
Kommentare
Kommentare :
Ich war sehr überrascht, dass ich nach meiner politischen Überzeugung wählen sollte. Nachdem ich in der Ausgabe 4/22 gelesen hatte: "Politisch betrachtet müsste der Mieterverband eine Grossmacht sein" (Artikel: "Die reiche Schweiz – ein Mieterland"), und dass "Das Spezielle an der AHV ist, dass sie alle Menschen betrifft, aber schwergewichtig von älteren Männern und Frauen bestimmt wird. 50- oder 60-Jährige sind direkt betroffen und fragen sich, warum ausgerechnet sie nun verzichten sollen" (Artikel: "Die Schweizer Altersvorsorge ist eine Dauerbaustelle"), war mir das plötzlich nicht mehr klar. - Gibt es einen Grund dafür, anzunehmen, dass die politische Überzeugung der Mieter und der 50-Jährigen mit ihren finanziellen Interessen übereinstimmen?
Ich dachte, dass diese Informationen, die den Wählern vor der Wahl präsentiert werden, die Arbeit der Wähler erheblich erleichtern würden. Ich fand sie sehr schön und nützlich. Vielen Dank.