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Die Nachwahlanalyse zeigt deutlich: Die Fünfte Schweiz wählte an den Nationalratswahlen 2019 besonders grün. Bei den Ständeratswahlen hatte sie dafür wenig mitzureden.
In historischem Ausmass grüner, weiblicher, etwas linker und eine Spur jünger: Dies war das Fazit der «Revue» zu den Nationalratswahlen vom 20. Oktober 2019. Inzwischen ist nach Stichwahlen auch der Ständerat, die kleine Kammer, komplett. Hier lautet das Fazit ähnlich: Er ist nicht linker, aber signifikant grüner, weiblicher – und jünger. Politikerinnen wie die beiden 31-Jährigen Lisa Mazzone (GE, Grüne) und Johanna Gapany (FR, FDP) sowie die 35-jährige Céline Vara (NE, Grüne) ziehen das Durchschnittsalter künftig nach unten.
Für die Fünfte Schweiz waren die Ständerats-Stichwahlen eine eher unbefriedigende Erfahrung. Weil bei Stichwahlen der Versand der Unterlagen besonders kurzfristig erfolgt, wirkte sich der Ausfall des E-Votings besonders stark aus. Vielen Auslandschweizerinnen und -schweizern blieb die Teilnahme verwehrt. Bei den Nationalratswahlen hatten die Wahlberechtigten der Fünften Schweiz mehr Einfluss: Sie haben die politische Trendwende verstärkt. Ein Viertel aller Stimmen aus dem Ausland ging an die Grünen.
Damit wählten die Fünfte Schweiz markant grüner als die Wählerinnen und Wähler im Inland. Der Analyse des Wahlverhaltens sind zwar Grenzen gesetzt, weil nicht alle Kantone das Stimmverhalten der Fünften Schweiz gesondert ausweisen. Die Zahlen aus bevölkerungsreichen Kantonen ergeben aber ein klares Bild. In Zürich zum Beispiel, dem mit Abstand bevölkerungsreichsten Kanton, akzentuierten die Wählenden aus der Fünften Schweiz den grünen Trend eindeutig. Die Grünen und die Grünliberalen (GLP) kamen im Ausland auf einen gemeinsamen Wähleranteil von fast 38 %. Gleichzeitig wurden die beiden grossen Polparteien SVP und SP auf die Plätze zwei und drei verwiesen (siehe Wahlverhalten Kanton Zürich).
Das Muster wiederholt sich in etlichen Kantonen der Deutschschweiz. Auch in mehrheitlich bürgerlich wählenden Kantonen war der Rückhalt der Grünen bei den Auslandschweizerinnen und -schweizern überdurchschnittlich, wie sich am Beispiel des Kantons Aargau zeigt. Insgesamt verbesserten sich die Grünen im Aargau auf 9,8 %. Der Anteil der grünen Stimmen aus dem Ausland lag hingegen bei 21,7 %. (siehe Wahlverhalten Kanton Aarau).
Ein Erklärungsansatz für den starken Rückhalt grüner Parteien bei im Ausland lebenden Wählerinnen und Wählern ist naheliegend: Der Klimawandel ist das mit Abstand internationalste Thema und aus der Perspektive der Fünften Schweiz wahrnehmbarer als der innerschweizerische Disput über Rentenreformen oder Ähnliches.
Ausgeprägter denn je hat dieses Jahr die Romandie grün gewählt: In Genf und Neuenburg haben die Grünen und die Grünliberalen ihre Wähleranteile mehr als verdoppelt. Das Gleiche schafften die Grünen auch im Kanton Jura und – auf tieferem Niveau – im Wallis. Stark zugelegt haben die Grünen auch in der Waadt. In den Westschweizer Kantonen weicht das Wahlverhalten der Auslandschweizerinnen und -schweizer aber generell weniger stark von jenem der Inlandschweizer ab. Genf dient dazu als Anschauungsbeispiel (siehe Wahlverhalten Kanton Genf).
Was aus der Forderung der erstarkten Grünen nach einem Sitz in der Landesregierung wird, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest: Wir liefern die Ergebnisse der Bundesratswahl vom 11. Dezember in der nächsten «Revue» nach.
Mitarbeit Datenrecherche: Stefanie Mathis-Zerfass
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