Editorial
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Vor vielen Schweizer Schulstuben stehen heute Kinderschuhe von sehr unterschiedlicher Grösse: ganz kleine neben grösseren. Auf der Schuhablage wird ablesbar, was drinnen im Schulzimmer passiert.
Immer mehr Primarschulen setzen auf altersdurchmischte Klassen. Statt die Kinder nach Jahrgängen geordnet zu unterrichten, werden Klassen aus Kindergartenkindern, Erst- und Zweitklässlern gebildet. So sollen die Kinder zu Beginn ihres Bildungsweges nach individuellem Tempo lernen können und sich soziale Kompetenzen aneignen. Solche Änderungen sind auffällig, andere sind allerdings tiefgreifender. Die Primarschulen passen sich derzeit einem neuen Lehrplan an, einem Lehrplan, der ihr Grundverständnis verändert. Die Schule will künftig nebst reinem Wissen primär Lernstrategien vermitteln, also die Kompetenz, sicher durch den Ozean des Wissens zu navigieren.
Jene, denen solche Veränderungen Sorge bereiten, klagen, der für die Schweiz so wichtige «Rohstoff Bildung» drohe an Gewicht zu verlieren. Fest steht: Die Investitionen der Schweiz in die Bildung sind beträchtlich. Rund 37 Milliarden Franken wenden Bund, Kantone und Gemeinden jedes Jahr für deren Finanzierung auf. Dies wird in Bildungsdebatten stets gerne unterstrichen. Wer genau hinschaut, relativiert die Zahlen allerdings: Im Verhältnis zu unserm hohen Bruttoinlandsprodukt sind die Bildungsausgaben sehr durchschnittlich. Die Schweiz rangiert so betrachtet nur im Mittelfeld der Industrienationen – auf Rang 23.
Die Debatte über die Primarschule der Zukunft wirkt oft etwas akademisch. Ganz Ungeplantes und Ungewolltes verändert sie nämlich zusätzlich: Wie unsere Autorin Mireille Guggenbühler aufzeigt, unterrichten an Primarschulen immer weniger Männer. Sie erachten die Löhne als zu tief. Vor den Klassen stehen grossmehrheitlich Lehrerinnen. Ohne sie würde der Schulalltag kollabieren. Aber ohne Männer vor der Klasse fehlen den Kindern wichtige Rollenvorbilder. Auch dies ist ein Aspekt, der die Qualität der Schule mitbestimmt.
Schliesslich noch in eigener Sache: Die Monate meiner interimistischen Leitung der «Schweizer Revue» gehen zu Ende. Ab jetzt werde ich die «Revue» als Chefredaktor verantworten, mitgestalten und weiterentwickeln dürfen – unterstützt von einem tollen Team. Ich hoffe, dass es der «Revue» glückt, weiterhin ein stimmiges und gültiges Bild dessen zu zeichnen, was die Schweiz prägt und bewegt. Dabei zählen wir auch aufs Echo der Leserschaft. In Zeiten wachsender medialer Aufregung will die «Revue» übrigens eines bleiben: solide und verlässlich.
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