Wir statten den Eltern von Blaise Hofmann auf ihrem Hof oberhalb von Morges einen Besuch ab. Walti und Anne-Lise empfangen uns mit breitem Lächeln. In ihrer Küche hängt der bekannte Farbdruck «Pflügen im Jorat» von Eugène Burnand. Darauf ist auch ein Mitglied seiner Familie zu sehen, sagt Blaise Hofmann, der 1978 geborene Literat und grosse Reisende, der früher als Journalist, Schafhirt, Pflegehelfer und Lehrer gearbeitet hat. Der Hof ist auch heute noch ein Landwirtschaftsbetrieb. Patrick, ein Cousin von Blaise, bewirtschaftet dort rund 40 Hektar.
Nur eines fehlt dort: Kühe und der entsprechende Mist! «Früher wurde auf dem Land die Mitgift anhand der Grösse des Misthaufens vor dem elterlichen Hof bemessen», schreibt Hofmann und erklärt, dass es in der Schweiz schon immer mehr Kühe pro Einwohner gab als anderswo auf der Welt. Heute verdient aber sein Cousin Patrick mit der Milch seiner Kühe nur noch vier bis sechs Franken pro Stunde. Das Erbe des Grossvaters gibt es nicht mehr.
Ein Beruf der Vergangenheit?
Meistens werden Bauernhöfe innerhalb der Familie weitervererbt. So war es auch bei Blaises Grossvater, der 1937 mit seinen Kühen vom Belpberg (BE) nach Villars-sous-Yens zog, wo es «keinen einzigen freien Hof mehr gab». In dem waadtländischen Dorf gab es nur zwei Traktoren, einer davon gehörte ihm selbst: «Er half beim Pflügen, während viele Bauern zum Militärdienst eingezogen wurden, und konnte sich dadurch im Dorf besser integrieren», erzählt Walti bei einem Glas Chasselas aus den Weinbergen seines Sohnes.
«Die Kuh im Dorf lassen» vermittelt urbanen Leserinnen und Lesern die Denkweise eines hiesigen Bauern. Das Buch macht Lust darauf, die Männer und Frauen zu treffen, die unsere Nahrung produzieren. Im Essay dreht sich alles um diesen harten Beruf, das Gefühl der Verlassenheit, das ein Teil der Bauernschaft empfindet, – und auch um das Thema Suizid.
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