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Monique Schwitter | Eine Frau und ihre Männer

29.01.2016 – RUTH VON GUNTEN

«Wie viele Lieben hat man? Ach, Grossmutter. Was ist das, die Liebe? Wieso kann sie kommen und gehen?» Fragen dieser Art stellt sich die Ich-Erzählerin im Roman «Eins im Andern», in dem sie ihre Männergeschichten in einen Reigen reiht. Zwölf sind es an der Zahl wie die Apostel der Bibel. Am Anfang steht ihre erste Liebe, deren Namen sie googelt und erfährt, dass er den Freitod gewählt hat. Dies bringt bei der Erzählerin, sie ist verheiratet und lebt mit Ehemann und zwei kleinen Kindern in Hamburg, einiges in Bewegung. Sie stellt sich ihrer Vergangenheit, muss sich aber gleichzeitig auch mit der Krise ihrer Ehe auseinandersetzen. Wird sie nach der Flucht in ihre alte Schweizer Heimat die Krise bewältigen und den Tod ihres früh verstorbenen Bruders verarbeiten können? Kann sie Antworten auf ihre Fragen finden?

Monique Schwitter gibt als Autorin viel von sich selbst preis. Basiert der Roman doch auf autobiografischen Erfahrungen, die aber mit erfundenen Männerfiguren und Geschichten angereichert werden. Es wird viel inszeniert und mit surrealen Elementen wie imaginären Morsegeräuschen oder einem fliegenden Pinguin gespielt. Zahlreich sind die literarischen Anlehnungen – wobei Schwitter, sie ist ausgebildete Autorin und Regisseurin, aus dem Vollen schöpfen kann. Die Erzählebenen pendeln zwischen Gegenwart und Vergangenheit und überlagern sich. Doch die Szenen wirken nur lose aneinandergereiht und sind wenig ineinander verwoben. Geschildert wird das Leben einer modernen Frau Anfang vierzig und ihre Suche nach der Bedeutung der Liebe, ihr Aufarbeiten des Verlusts. Das erste und letzte Kapitel überzeugen, die andern wirken jedoch sehr konstruiert und ergeben kaum ein Ganzes. Oft fällt die Erzählsprache ins Banale ab.

Monique Schwitter, 1972 in Zürich geboren, lebt heute als freie Schriftstellerin in Hamburg. Im November 2015 erhielt sie für «Eins im Andern» den Schweizer Buchpreis. Jährlich zeichnet eine Fachjury im Rahmen des Internationalen Literaturfestivals in Basel damit das beste neuerschienene erzählerische oder essayistische Werk einer Schweizer Autorin oder eines Schweizer Autors aus. Ins Leben gerufen wurde der Preis 2008 von Literatur Basel und dem Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband.

Von der prämierten Autorin sind Erzählungen, ein Theaterstück und mehrere Romane erschienen. Der Erzählband «Goldfischgedächtnis» (Mémoire de poisson rouge) ist auch auf Französisch übersetzt worden.

Monique Schwitter: «Eins im Andern»; Literaturverlag Droschl, 2015; 232 Seiten; CHF 27.90; Euro ca. 19.–

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