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Die Hauptfigur des Romans «Wild wie die Wellen des Meeres» ist die scheue und eigenwillige Ava. Während des Studiums der Naturwissenschaften reist sie für ein Praktikum in ein Naturschutzgebiet in Schottland. Sie braucht Distanz zu ihrem Freund, dem Polizisten Paul, der zuhause in der Schweiz bleibt. Ava will sich aus den Zwängen befreien und gleichzeitig ein Kindheitstrauma überwinden.
Die Geschichte im Buch spielt auf zwei Ebenen. Einerseits wird in der erzählerischen Gegenwart Avas Aufenthalt in Schottland mit den eindrucksvollen Schilderungen der Natur und ihrer Leidenschaft für die Vogelwelt beschrieben. Sie lernt Einheimische kennen und es entstehen tiefe Freundschaften. Anderseits wird die Vergangenheit rückwärts erzählt. Hier erfährt der Leser mehr über ihr Trauma, das mit dem frühen Tod ihrer Mutter verbunden ist, und dem darauffolgenden Aufwachsen in der Pflegefamilie, zu der auch Paul gehört. Die beiden verlieben sich ineinander und ziehen zusammen, doch Ava wird es eng in der Beziehung. Während ihres Auslandsaufenthaltes sucht der zurückgebliebene Paul nach den Ursachen ihres Traumas.
Als Ava auf einer einsamen Wanderung in der schottischen Bergwelt verunfallt, reist Paul zu ihr. Sie liegt schwerverletzt im Krankenhaus und er erfährt, dass Ava von ihm schwanger ist. Es folgen Wochen des Bangens, denn Ava liegt im Koma.
Die junge Autorin Anna Stern ist eine äusserst talentierte Newcomerin der Schweizer Literaturszene. Ihren vorliegenden Roman hat sie mit den zwei Erzählebenen geschickt komponiert. Eingestreute Fotos, Skizzen und handschriftliche Einträge illustrieren die Geschichte und lassen sie wie einen authentischen Bericht erscheinen. Das Buch zieht den Leser in seinen Bann. Es liest sich leicht, obwohl eine grosse Anzahl von Nebenfiguren auftreten. Der Erzählstil ist nüchtern, mit den naturwissenschaftlichen Exkursen manchmal etwas gar ausführlich. Hingegen erzeugt die Beschreibung der Landschaft und Natur von Schottland im Leser eine ganz besondere Stimmung. Und warum nicht einmal ein unerwartetes, fast sentimentales, Happy End?
Anna Stern, geboren 1990 in Rorschach, studierte Umweltnaturwissenschaften und doktoriert derzeit am Institut für Integrative Biologie der ETH. Veröffentlicht hat sie bereits zwei Romane und einen Erzählband. 2018 erhielt sie den Förderpreis der St. Gallischen Kulturstiftung und war Gewinnerin des 3sat-Preises an den 42. Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt.
Anna Stern: «Wild wie die Wellen des Meeres» Salis-Verlag, 2018, 320 Seiten; CHF 32.00, € ca. 24.00
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