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200 Meter vom Kunstmuseum in der Stadt Bern entfernt, auf dem Waisenhausplatz, steht seit 1983 der Oppenheim-Brunnen, den die Künstlerin Meret Oppenheim (1913–1985) zwei Jahre vor ihrem Tod schuf. Wasser tropft aus dem Turm und lässt Pflanzen spriessen oder Eisformationen, aber zu Beginn prasselte Kritik auf die Künstlerin wie eiskalter Winterregen: «Ein Pfahl der Schande» sei das, ein «Pissoir» sogar.
Bern lebte eine leidenschaftliche öffentliche Kontroverse aus. Wenn es noch einen Beweis gebraucht hätte, dass die weltweit arrivierte Meret Oppenheim Erwartungen an sie unbeeindruckt unterlief, dann war es der Berner Brunnen. Fast 40 Jahre später widmet das Kunstmuseum Bern der unfassbaren Künstlerin, die lange in der Bundesstadt lebte, mit «Mon exposition» eine Retrospektive, die ihr grenzenloses Werk für das Publikum in seiner ganzen Breite auffächert. Oppenheim liess in ihrem künstlerischen Schaffen kaum ein Material aus. Klar, frühen Ruhm erwarb sie 1936 mit einer mit Pelz gefütterten Tasse – die sie selber vor allem komisch fand, die Kunstkritik aber zu ausschweifenden Interpretationen anregte.
Meret Oppenheim war als Surrealistin etikettiert. Aber als Besucherin oder Besucher von «Mon exposition» wird man durch das faszinierende, eigenständige Schaffen einer Künstlerin geführt, die sich um keinen Preis einer Etikettierung ergeben wollte.
«Die Freiheit wird einem nicht gegeben, man muss sie nehmen.»
* 6. August 1913 in Charlottenburg, † 15. November 1985 in Basel
Die sich durch jahrelange Schaffenskrisen kämpfte, ohne den selbstironischen Blick auf das Leben zu verlieren. «Ma gouvernante» heisst ein Objekt von ihr, das zwei Frauenschuhe zeigt auf einem Silbertablett, mit den Absätzen so drapiert wie ein Poulet.
«Die Freiheit wird einem nicht gegeben, man muss sie nehmen», sagt Meret Oppenheim. Sie liess sich nie daran hindern. Das war ihre Kunst. Dass die berühmte Pelztasse in «Mon exposition» gerade nicht gezeigt wird – das hätte ihr wohl gefallen.
«Mon exposition» wird nach dem Ende der Ausstellung in Bern gezeigt in «The Menil Connection», Houston, USA (25. März bis 18. September 2022) und im Museum of Modern Art, New York (30. Oktober 2022 bis 4. März 2023)
Führung von Moderator Ueli Schmetzer durch die Berner Ausstellung (in Schweizer Mundart): revue.link/oppenheim
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