Menu
stage img
  • Gehört

Meimuna singt von Sanftmut in einer unruhigen Welt

11.04.2025 – Stéphane Herzog

Die Walliserin Cyrielle Formaz, alias Meimuna, brachte Ende 2024 ihre erste LP heraus. «c’est demain que je meurs» handelt von Nostalgie, Narben und Wiedergeburt. Meimuna singt über ihren Heimatkanton, das Wallis, dessen konservative Seite, aber auch über seine wilde Schönheit.

MEIMUNA: «c’est demain que je meurs» 2024, Radicalis Musics

Anfang Jahr war sie auf Tournee in Frankreich und stand mit nur einer anderen Musikerin, der Gitarristin Claire Moreau, auf der Bühne, um ihr erstes Album vorzustellen: «c’est demain que je meurs». Dieses intime Format passt gut zur Sängerin und Gitarristin Cyrielle Formaz, die sich nach ihren Konzerten jeweils mit ihren Fans unterhält. «Es sind Leute, die mich seit Jahren kennen. Sie erzählen mir, dass es in meinen Liedern um sie geht, dabei singe ich über mich und mein Leben. Im Intimen liegt das Universelle», sagt sie. Sie freut sich über die beinahe überraschende Tatsache, dass es in einer Welt, «in der sich die Menschen in Bildschirmen regelrecht verlieren», immer noch solche gibt, die jemanden auf der Bühne sehen und hören wollen. «Das ist schon fast draufgängerisch», lacht sie mit der rauen und schelmischen Stimme, die ihr Markenzeichen ist.

Wie lässt sich ihre musikalische Herangehensweise umschreiben? «Melancholie, Nostalgie und Hoffnung», antwortet Meimuna, die sich nicht scheut zu sagen, dass sie mit ihren Liedern den Zuhörerinnen und Zuhörern Trost zu spenden versuche. Das im Oktober 2024 veröffentlichte Album «c’est demain que je meurs» ist die erste LP, die von der Künstlerin selbst produziert wurde, obwohl es Meimuna bereits seit zehn Jahren gibt. Die Arrangements sind ausgefeilt und bieten der Gitarre genügend Raum. Cyrielle Formaz spielt ihr Instrument, eine sechssaitige Gitarre, mit viel Fingerfertigkeit. Und die 30-Jährige ist für sämtliche kreativen Aspekte ihrer Arbeit selbst verantwortlich: Komposition, Aufnahme, Abmischung und Grafik.

image.alt
image.alt
Foto Marius Mattioni

Wir wippten mit Kopf und Fuss, als wir uns «tomber de haut», ein regelrechter Ohrwurm aus ihrem letzten Album, zu Gemüte führten. Der Song baut auf einem Gitarrenpicking – einem Arpeggio – auf, das schliesslich von Maschinen übernommen und geloopt wird, untermalt von Schlagzeug und Bass. Eine eingängige Melodie. Ein hitverdächtiger Refrain. Ein sinnlicher und poetischer Text. Cyrielle Formaz hat den Videoclip zu diesem wunderschönen, innovativen und einfachen Lied selbst gezeichnet. Man sieht sie singen und tanzen vor einem Hintergrund aus elfenbeinfarbenem Zeichenpapier, bevor sie sich in ein Auge und dann in einen Vogel verwandelt. «Ich habe über drei Monate lang 3000 Zeichnungen angefertigt», erklärte die in Orsières geborene Künstlerin. «Je ne serai pas l’otage / De mes histoires / Il n’est jamais trop tard / Pour tomber de haut / Souffler sur ma peau / Repartir à zéro», haucht sie in diesem federleichten Song, in dem einige Strophen wie ein Haiku klingen: «Est-ce que les parents tristes / Font des enfants tristes?»

Foto Olivier Lovey

Nach einem zweijährigen Aufenthalt in Brüssel lebt Cyrielle Formaz heute in Sion. Sie liebt das «Vieux Pays», wie das Wallis auch genannt wird, weil dort die Berge sind, wo sie gerne wandern und klettern geht. Was die Rolle der Natur in unserem Leben angeht, zitiert sie Ramuz und Corinna Bille. In musikalischer Hinsicht erwähnt sie Laurence Revey, eine Walliser Musikerin, die ihr gezeigt hat, dass man im Wallis auch Musik machen kann. Meimuna? Das ist eine asiatische Zikade, die bis zu 25 Jahre als Larve unter der Erde verbringt, bevor sie herauskommt und nach einem Tag stirbt. Auf ihrem ersten Album fällt ein Lied besonders auf: «Ève V. (battre des records)», das der verstorbenen französischen Sängerin, Tänzerin und Schauspielerin Lolo Ferrari gewidmet ist, deren Stimme im Song zu hören ist. Ève Vallois, wie sie mit richtigem Namen hiess, hatte für Furore gesorgt, weil sie ihre riesigen, durch Implantate aufgeblasenen Brüste wie eine Marke behandelte. «Tu veux tromper la mort / Trouver du réconfort / Changer de nom, de corps / Battre des records», singt Meimuna wie in einer Trauerrede, mit der sie die Verstorbene trösten will. Das Wallis ist auch eine Region, in der Worte durch Stille erstickt werden können. «Ich bin in Orsières aufgewachsen und habe immer darunter gelitten, dass es dort zu wenig Raum gab, um sich auszudrücken. Man spricht nicht über Gefühle. Aber das ist nicht nur im Wallis so, sondern auch in anderen ländlichen Gegenden», sagt sie.

www.meimuna.ch
www.youtube.com/MEIMUNAOfficial

Kommentare

×

Name, Ort und Land sind erforderlich

Geben Sie einen gültigen Namen ein

Gültige E-Mail ist erforderlich!

Geben Sie eine gültige E-Mail an

Kommentar ist erforderlich!

Sie müssen die Kommentarregeln akzeptieren.

Bitte akzeptieren

* Diese Felder sind erforderlich.

top