Gelesen
Gelesen
Gelesen
Gelesen
Gelesen
Gelesen
Gelesen
Gelesen
Wie es ihm einige seiner Professorinnen und Professoren am International Center of Photography in New York vorgeschlagen hatten, hat der Bündner Fotograf Jules Spinatsch seinen Blick auf einen Ort gerichtet, mit dem er intim verbunden ist. Der Ort heisst Davos, die Höhenstadt, in der er aufgewachsen ist. Sein Werk Davos is a Verb zeigt die Alpenstadt aus dem Blickwinkel ihrer Veränderung im Dienst des World Economic Forum (WEF). Es ist ein Widerhall einer monumentalen Arbeit, die er mithilfe eines Systems aus automatisierten Fotokameras bereits zu diesem Event veröffentlicht hat.
Dieses Mal hat der Schweizer Künstler die Alpenstadt unter dem Gesichtspunkt ihrer Transformation zugunsten des Geschäfts, der Finanzwelt und der Politik mit der Handkamera fotografiert. Die Bilder im 300-seitigen Werk erwecken den Eindruck, durch ein Kaleidoskop zu schauen. Die Farben der Bilder sind satt. Es sind die Farben der grossen Weltmarken, die unter einem aufwändigen Design ihre Corporate-Sprache kundtun. Leuchtende Slogans versprechen gleichzeitig Wachstum, Sicherheit, Nachhaltigkeit und Gesundheit. «Unsmoke Your Mind», schlägt der Zigarettenhersteller Philip Morris vor. «Growth Forever» lautet das Mantra des indischen Bundesstaats Karnataka. Facebook, Google, Black Rock, Huawei und Konsorten haben in allen verfügbaren Räumlichkeiten Quartier bezogen oder lokale Aushängeschilder umgewandelt. Die Chämi-Bar verkleidet sich als Turkiye House. Das Hotel Parsenn wird zum Showroom der AMTD-Gruppe. Die Strassen sind von schwarzen Limousinen und Militärfahrzeugen bevölkert, bei Cocktails kommen Männer zusammen, die über Erdöl und die Umwelt sprechen.
Davos Is a Verb ist eine Anspielung auf die Tatsache, dass die Bündner Stadt heute in der Sprache des WEF konjugiert wird. Dessen Geld ist das Blut der Stadt. Einige Geschäfte bleiben das ganze Jahr über leer, denn die Vermietung ihrer Räumlichkeiten ans WEF genügt, um davon zu leben. Jules Spinatsch zählt während des Events fast einhundert vermietete Lokale, was auch seine Bilder bezeugen. Bodyguards, leere Plätze oder Barrikaden, junge Frauen im Gespräch mit Geschäftsmännern sind einige der Momente, die der Schweizer Fotograf dokumentiert hat. Sein Blick ist streng und komplex. Das Auge tastet sich durch ein Labyrinth aus Details, aus transparenten Flächen und Reflektionen. Man muss beim Durchblättern des Essays gezwungen lächeln. Und die Anwesenheit einiger als Clowns oder Polizisten verkleideter Demonstrantinnen und Demonstranten verstärkt das Unbehagen. Während dieser 50. Ausgabe des WEF im Jahr 2020 verspottete Trump Greta Thunberg. Das war, bevor die Corona-Pandemie über den Globus hereinbrach.
Kommentare
Kommentare :