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Die Geschichte erzählt von Giulia, einer jungen Tessinerin in den Neunzigerjahren. Aufgewachsen in einem abgelegenen Bergdorf, besucht sie als Einzige ihrer Geschwister das Gymnasium und beginnt fern der Familie ein Universitätsstudium. Während eines Besuchs zuhause, kurz vor den Schlussprüfungen, versucht Giulia, sich das Leben zu nehmen. Sie wird in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Dort verweigert sie sich anfangs jeder Hilfe und unternimmt mehrere Fluchtversuche. Mit viel Geduld und Engagement gelingt es der aufgeschlossenen Psychiaterin und dem Pflegepersonal, sich Giulia zu nähern. Sie öffnet sich und beginnt schliesslich, sich mit ihren Problemen und ihrer Familiengeschichte auseinanderzusetzen.
Die drei Kapitel des Buches tragen die Namen von «Giulia», «Annalisa» und «Sanders»: Annalisa, die verstorbene Schwester von Giulia oder vielleicht ihr Alter Ego, das sich lieber fernab von Menschen im Wald aufhält. Sanders, die aufmüpfige Patientin der Klinik, die Giulia zur Flucht animiert, oder die Projektion einer Figur, welche Giulia gerne wäre.
Der Roman spielt in einer Zeit, in der in den Tessiner Tälern noch viel Armut herrscht und die Rollenverteilung innerhalb der Familie äusserst traditionell ist. Es ist aber auch eine Zeit des Umbruchs – hier symbolisiert durch Giulia, die ihren eigenen Weg erst suchen muss.
Im Roman werden die verschiedenen Handlungsorte sehr plastisch dargestellt. Aber vor allem lebt er von der Ambivalenz zwischen draussen und drinnen, zwischen Normalität und Wahnsinn, und dem Kontrast zwischen der städtischen Lebensweise und der Natur. Äusserst gelungen mit seinen dichten Schilderungen ist das mittlere Kapitel «Annalisa».
Doris Femminis setzt als Autorin geschickt verschiedene Erzählrhythmen ein. Dies erzeugt Spannung und lässt dem Lesenden dennoch Raum für eigene Interpretationen. Die Geschichte ist spannend und hat Tiefgang. «Für immer draussen» ist das zweite Buch von Doris Femminis. 2020 wurde sie dafür mit dem Schweizer Literaturpreis des Bundesamtes für Kultur ausgezeichnet.
Die Autorin wurde 1972 im Maggiatal im Tessin geboren. Sie arbeitete nach der Ausbildung zur Krankenpflegerin in einer psychiatrischen Klinik. Zum Ausgleich hielt sie mit einem Freund eine Herde Ziegen. Nach Weiterbildung und mehrjährigem Aufenthalt in Genf lebt sie heute mit ihrer Familie im Vallée de Joux im Kanton Waadt.
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