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Urchig, zart und herzerwärmend

20.03.2019 – CHRISTIAN BERZINS

Das ist mal eine CD – giftgrün glänzt diese Silberscheibe! Also eigentlich nicht gift-, sondern grasgrün. Und kaum das Optische bestaunt, gehts auch schon los mit den akustischen Reizen: «Guggisberglied», «Le vieux Chalet», «Liauba» – alle zauberhaften Schweizer Wunderlieder vereint. Das wäre fast schon normal, würde auf dem CD-Cover der Name Gölä oder Maja Brunner stehen. Aber hier werden diese Kostbarkeiten vom Schweizer Opernstar Marie-Claude Chappuis gesungen: Bisweilen sanft begleitet von der Gitarre, urchig vom Alphorn oder herzerwärmend schön von der Handorgel. Und immer wieder mal prächtig untermalt von den Männern des «Chœur des Armaillis de la Gruyère».

Wie anders diese Sängerin kann, zeigte sie 2017: Allein von einer zarten Laute begleitet, liess sich Chappuis auf ihrer CD «Sous l’empire de l’amour» begleiten. Das konnte diese Mezzosopranistin wagen, weil sie eine ungemein schöne wie sinnliche, bewegliche und ausdrucksstarke Stimme besitzt. Und so wurden denn die französischen Lautenlieder über das Liebesglück aus dem 17. Jahrhundert zu hochemotionalen Miniaturen.

Es war wohl ein Höhepunkt auf ihrem so zielgerichteten Weg, dessen Lehrjahre im Landestheater Tirol stattfanden. Dort durchlebte Chappuis im Schnellzug ein Sängerinnenleben. Ihr Glück war es, dass Brigitte Fassbaender – einst Opernsängerin, dann Intendantin in Innsbruck – ihr so viel Vertrauen schenkte. «Das gab mir viel Selbstbewusstsein. Ich konnte rasch erfahren, wie man mit der Stimme bei grösseren Rollen umgeht.» Dann trat sie auf die Weltbühnen und die Barockmusik wurde ihre Welt. «Dadurch hatte ich die Möglichkeit, mit ganz grossen Dirigenten und mit den besten und schönsten Orchestern der Welt zusammenzuarbeiten.»

Wer auf CD die Schweizer Lieder hört, weiss nie, ob er oder sie mitsingen oder bloss staunen soll über diese Pracht: Auf der einen Seite ist da die Selbstverständlichkeit, Natürlichkeit und Leichtigkeit von Chappuis’ Gesang, auf der anderen ihre Kunstfertigkeit. Stolz vermeldete Sony vor Weihnachten, dass sich das neue Album in den Top 20 von Radio SRF Musikwelle wiederfand. Immerhin auf Platz 8, nur zwei Positionen hinter einem gewissen Gölä.

Marie Claude Chappuis & Friends: Au cœur des Alpes, Volkslieder aus der Schweiz, Sony 2018

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Kommentare :

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    Ralf Rafael Maus, Freiburg, DE 02.04.2019 um 16:47
    In Deutschland wird häufig schon der Begriff „Volkslied“ belächelt. Was die Schweizer Mezzo-Sopranistin Marie-Claude Chappuis aber mit ihrer ganz eigenen Interpretation auf der vorliegenden CD macht, ist höchst bemerkenswert und überzeugend.
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  • user
    Heinz Keller, Zufikon, Schweiz 01.04.2019 um 10:37
    Christian Berzins bringt es mit seiner Kritik auf den Punkt.
    Beseelter, sinnlicher, aber auch melancholisch-düster-traurig haben unsere Schweizer Volkslieder noch nie geklungen. Eine musikalische Tour de Suisse durch unsere vier Kulturräume und in fünf Sprachen (Patois), wie es sie noch nicht gegeben hat. Und eine der allerschönsten Stimmen der Schweiz und der ganzen Opernwelt singt ganz einfach so wunderbar tief beseelt und natürlich... Für mich: Zum Niederknien schön und eine grossartige Hommage an unsere Schweiz. Grand Merci an Marie-Claude Chappuis!
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    Patrick Menoud, Suisse, Neyruz 21.03.2019 um 23:28
    Magnifique album que voilà, avec tant de références à notre patrimoine musical et art vocal !
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