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Orchester der Stadt Basel | Gelassen auf Höhenflug

12.05.2023 – CHRISTIAN BERZINS

Basel ist eine Kunststadt, gewiss. Aber Basel ist vor allem eine Musikstadt. Gleich vier städtische Orchester spielen international in höchsten Tönen mit. La Cetra ist spezialisiert auf Barock, die Basel Sinfonietta auf Neue Musik und das Kammerorchester Basel ist der wendige Alleskönner. Das Sinfonieorchester Basel schliesslich spielt Oper und konzentriert sich auf grosssinfonische Werke.

Wer all diese Orchester hört, ist Aussenstehenden ein Rätsel. Hans-Georg Hofmann, Künstlerischer Direktor des Sinfonieorchesters Basel (SOB), lächelt über unsere Ängste. Der eine Grund für die Nonchalance liegt in der Unterschiedlichkeit der vier Basler Toporchester: Man konkurrenziert sich nicht, hat sogar eigene Konzertorte. Und wenn man vorlaut ein «Aber» einfügen will, erwähnt er den Leistungsauftrag: «Wir sind das Orchester der Stadt Basel, sind für die Stadt da.» Die Basler führen ihr Eigenleben recht vergnügt, ohne dauernd an Exzellenz und den nächsten Tournee-Ort zu denken.

Noch schöner wird das Bild, wenn man bedenkt, dass das Sinfonieorchester einen der drei prunkvollsten, besucherfreundlichsten und akustisch besten Säle der Schweiz bespielt: Nach der 2020 beendeten Renovation, bei der die Architekten Herzog & de Meuron das Stadtcasino mit poppigen Pinselstrichen verzauberten, mehr als je zuvor.

Benjamin Britten Our Hunting Fathers Quatre Chansons françaises, Symphonic Suite from Gloriana Prospero Classical, 2022

Bei aller Freude ist man in einer Phase der Veränderung. Oder eher einer möglichen Neuorientierung? Das SOB war auf Braut- beziehungsweise Bräutigam-Schau, nach langer Suche ernannte man im Februar Markus Poschner (*1971) zum neuen Chefdirigenten – eine grossartige Wahl: Der Münchner debütierte und triumphierte im Sommer 2022 in Bayreuth und leistet als Chefdirigent beim Orchestra Svizzera Italiana eine hervorragende Arbeit. Immer wieder überraschte Poschner auch mit CDs.

Via die gute alte CD messen sich auch die Basler mit anderen Orchestern. Und dank Spotify erreicht das SOB 60 000 Hörerinnen und Hörer monatlich – ein Zeichen, dass die tollen Raritäten von Gabriel Fauré (1845 – 1924) oder Charles Koechlin (1967 – 1950) auf Anklang stossen. Im September 2022 hatte man als Folge des Todes von Königin Elisabeth II. weltweit gar die CD der Stunde im Angebot, hatte das SOB doch zusammen mit anderen Werken die «GlorianaSuite» von Benjamin Britten auf den Markt gebracht: Sie beruht auf der gleichnamigen Oper, die Britten als Auftragswerk für die Krönung von Königin Elisabeth II. geschrieben hatte. Die 89. Einspielung von Tschaikowskys 4. Sinfonie überlässt das Sinfonieorchester Basel anderen.

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