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Frauenförderung: Dieses Ziel verfolgt auch die Auslandschweizer-Organisation. Eine konkrete Möglichkeit dazu bieten die Wahlen in den Auslandschweizerrat. Was erhofft sich im Hinblick auf diese Wahlen ASO-Direktorin Ariane Rustichelli?
Im Parlament der Fünften Schweiz, dem Auslandschweizerrat (ASR), vertreten 44 Frauen und 76 Männer die Schweizergemeinschaft im Ausland. Sie sagen: Dieser Anteil ist zu gering.
Ja, er ist schon deshalb zu gering, weil die Frauen in der Fünften Schweiz die Mehrheit bilden. Von den 770?000 Schweizerinnen und Schweizern im Ausland sind 54 Prozent Frauen. Es geht aber um mehr als um Prozente: Ein Rat soll die Gemeinschaft, deren Interesse er vertritt, möglichst gut abbilden. Sind Frauen angemessen vertreten, verändern sich auch die politische Agenda, die Diskussionskultur und die Lösungssuche. Wir sehen das zurzeit in der Schweiz. Der Frauenstreik und weitere Initiativen führten dazu, dass 2019 mehr Frauen ins Eidgenössische Parlament gewählt wurden. Die inhaltlichen Folgen werden jetzt sichtbar.
Im Nationalrat sind 42 Prozent Frauen, im Auslandschweizerrat sind es 36 Prozent. Nun soll er auch dort auf über 40 Prozent steigen?
Pragmatisch gesagt: ja. Ein Frauenanteil von 40 Prozent im Parlament der Fünften Schweiz wäre ein toller, erster Schritt.
Und welches wäre der zweite Schritt?
Das eigentliche Ziel lautet 50 Prozent oder mehr, denn es gilt eben die Diversität der Fünften Schweiz im ASR so gut wie möglich abzubilden. Wer Diversität – Vielfalt – gut abbilden will, verfolgt damit übrigens keinen Selbstzweck: Diversität ist immer auch eine Bereicherung und eine Voraussetzung für bessere und breiter getragene Entscheide.
Mit Frauenförderung allein ist die gesellschaftliche Vielfalt noch nicht abgebildet.
Das ist zutreffend. Wir dürfen auch das Ziel nicht aus den Augen verlieren, die verschiedenen Generationen besser einzubinden. Konkret: Auch die Jungen sind stärker zu integrieren.
Was kann die Auslandschweizer-Organisation punkto Frauenförderung mehr tun, als sich mit Appellen an die Wählerschaft zu richten?
Appelle genügen nicht. Frauenförderung muss auf allen Ebenen und in allen Gremien erfolgen. In der Pflicht sind insbesondere auch die Schweizervereine und die Dachverbände, welche die ASR-Wahlen dezentral durchführen. Nehmen auch sie es mit der Frauenförderung ernst, wird die Zahl der Kandidatinnen steigen. Kandidieren mehr Frauen, werden auch mehr Frauen gewählt.
Delegiert die ASO also die Hausaufgaben an die Vereine und Dachverbände?
Nein, überhaupt nicht. Für die ASO ist Frauenförderung ein übergeordnetes Thema. Wir greifen es auf allen Ebenen auf. Hinter dieses Ziel hat sich im November 2020 auch der Vorstand der ASO gestellt. Leider hat die Pandemie uns in den letzten Monaten bei der Umsetzung etwas behindert. So war etwa der Dialog mit den Delegierten des ASR erschwert. Aber am Auslandschweizerkongress 2021 in Lugano widmen wir den Samstagvormittag ganz dem Thema Frauenförderung.
Die ASO will, dass in Zukunft alle Auslandschweizerinnen und -schweizer eines Landes an den ASR-Wahlen teilnehmen können, unabhängig davon, ob sie in einem Schweizerverein eingeschrieben sind oder nicht. Würde eine solche Direktwahl die Frauen zusätzlich fördern?
Können mehr Frauen wählen und kandidieren, steigen ihre Chancen. So ist es zumindest in der Theorie. Die Praxis zeigt aber, dass ein Systemwechsel alleine nicht ausreicht. Es braucht ein Umfeld, das Frauen ermutigt. Es ist oft noch so, dass sich Frauen weniger legitimiert fühlen, um für ein Amt zu kandidieren. Da schwingen vielleicht nicht mehr ganz zeitgemässe Rollenbilder mit.
Für 2021 sind diese Überlegungen noch hypothetisch, denn es findet keine Direktwahl statt.
Das ist zutreffend. Direktwahlen gelingen am besten, wenn alle ihre Stimme online abgeben können. Doch die E-Voting-Rückschläge in der Schweiz haben uns zurückgeworfen: Es sind keine staatlichen Lösungen mehr verfügbar. Deshalb setzen wir nun auf ein alternatives Online-Abstimmungssystem. Wir haben es bereits evaluiert. Doch dessen Beschaffung und Einführung braucht Zeit. Unser Vorgehen verdeutlicht aber, wie wichtig die Einführung von Direktwahlen bleibt. Mit gutem Grund: Direktwahlen erhöhen die Repräsentativität und das politische Gewicht des ASR. Selbst wenn wir ein eigenes, alternatives online-Abstimmungssystem einsetzen, sind wir aber auf die Unterstützung des Bundes angewiesen. Nur er kann prüfen, welche Auslandschweizerinnen und -schweizer stimmberechtigt sind. Wir können das nicht selber tun, weil wir als NPO aus Datenschutzgründen keinen Zugriff auf solche Informationen haben.
Womit wird sich der 2021 neugewählte ASR auseinandersetzen müssen?
Ein paar politische Dauerbrenner bleiben uns erhalten! Die Bankenproblematik und alle Sozialversicherungsfragen gehen den Menschen in der Fünften Schweiz sehr nahe. Enorm wichtig ist vielen Auslandschweizerinnen und -schweizern, dass sie ihre politischen Rechte wahrnehmen sowie wählen und abstimmen können. Die Corona-Pandemie hat dies vielen verunmöglicht. Auch bei der Ausübung politischer Rechte geht es letztlich um die gute Abbildung von Diversität: Redet die Fünfte Schweiz mit, entsteht ein vollständigeres Bild der schweizerischen Gesellschaft.
Als weiteres Thema kommt der Erneuerungsprozess dazu, in dem die ASO selbst steckt. Wir wollen mehr zum Dialog mit den Schweizerinnen und Schweizern im Ausland beitragen. Wir streben in der ASO zudem eine neue Finanzpolitik an, denn wir möchten die Reservenbildung verbessern, damit wir auch unsere grossen Ziele besser und rascher erreichen können.
Seit Januar und noch bis im Juni 2021 werden überall auf der Welt die Delegierten fürs Parlament der Fünften Schweiz, den Auslandschweizerrat (ASR), gewählt. Zu bestimmen sind insgesamt 140 Mitglieder: 120 Delegierte der Schweizergemeinschaften im Ausland und 20 Vertreterinnen und Vertreter aus dem Inland. Durchgeführt werden die Wahlen dezentral und nicht in allen Ländern nach demselben Modus. Schweizervereine und Dachorganisationen informieren über die von ihnen organisierten Wahlen auf den Regionalseiten der «Schweizer Revue».
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