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Unser Land wurde in den Ersten Weltkrieg mit Millionen von Toten und Verwundeten zwar nicht direkt verwickelt, die Ereignisse zwischen 1914 und 1918 – auch als Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts bezeichnet – hinterliessen trotzdem tiefe Spuren. In dem eben erschienenen Buch mit dem Titel «Insel der unsicheren Geborgenheit» zeichnet der Basler Historiker Georg Kreis die Entwicklungen in diesen Jahren nach.
«Die schwarze Wolke, die seit Jahren gefahrdrohend am politischen Himmel stand», habe sich entladen, schreibt der Bundesrat in einer Botschaft am 2. August 1914. Als Reaktion auf den Kriegsausbruch erklärt die Schweiz zwei Tage später gegenüber den kriegführenden Mächten, sie werde von der vollständigen Neutralität keinesfalls abweichen. Gleichzeitig wird der umstrittene deutschfreundliche Ulrich Wille zum General ernannt und 220?000 Mann werden mobilisiert, um die Grenzen zu verteidigen. Im Land selber öffnen sich Gräben: Die Deutschschweiz sympathisiert mit den Mittelmächten um das Deutsche Reich, die französische Schweiz mit der Entente um Frankreich und England. Der Krieg rund um das Land treibt die Teuerung in die Höhe, es gibt Versorgungsschwierigkeiten, die Bevölkerung verliert das Vertrauen, es kommt zur sozialen Zerreissprobe: Am Generalstreik beteiligen sich zwischen 250?000 und 400?000 Arbeiter. Gegen sie wird die Armee eingesetzt.
Im Buch von Georg Kreis, der wie immer mitreissend erzählt, geht es jedoch nicht nur um diese zum grossen Teil bekannten Ereignisse. Er präsentiert auch Forschungsergebnisse der jüngeren Zeit. Zum Beispiel die Hintergründe zur «vollständigen Neutralität», die angesichts der wirtschaftlichen Verflechtung, die schon damals gross war, eigentlich unmöglich war. Kreis verweist auch auf die ethisch fragwürdigen, aber lukrativen Geschäfte mit den Kriegsnationen und zeigt auf, wie fremdenfeindlich das Klima innerhalb der Landesgrenzen war. Ein sehr lesenswerter und aufschlussreicher Überblick über die Kriegsjahre in der Schweiz.
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