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«Der Kreis» war eine Zeitschrift, «Der Kreis» war eine Schwulen-Organisation und nun ist «Der Kreis» ein Film. Ein Film, der von der Liebe zwischen zwei Männern in Zürich erzählt und von der schwulen Subkultur, die sich dort in den 1950er- und 1960er-Jahren etabliert hat. Der Umgang mit Minderheiten und Marginalisierten ist im Schweizer Film in den vergangenen Jahrzehnten ein wiederkehrendes Thema. Begonnen hat die Auseinandersetzung mit «Das Boot ist voll» von Markus Imhof im Jahr 1980, ein Film über die Flüchtlingspolitik im Zweiten Weltkrieg. Nachhaltig war auch «Kinder der Landstrasse» von Urs Egger (1992) über das schändliche Verhalten der Behörden gegenüber den Fahrenden.
Die Vorgeschichte zum Film «Der Kreis» dauerte gute 15 Jahre. Zuerst war er als Dokumentation geplant, dann ein abendfüllender Spielfilm. Aus beiden Projekten ist nichts geworden. Nun hat der Regisseur Stefan Haupt die Form der Doku-Fiction gewählt. Er hat dabei die Klippen dieser Form – Kitsch und Theatralik – bravourös umschifft. Sein Film erzählt von der mittlerweile fast 60 Jahre dauernden Liebe zwischen dem Französischlehrer Ernst Ostertag und dem Travestiekünstler Röbi Rapp. Im Film werden die beiden von den jungen Schauspielern Matthias Hungerbühler und Sven Schelker dargestellt. Sie tun dies sehr überzeugend, doch die dokumentarischen Teile, die Erzählungen von Ostertag und Rapp, sind es, die dem Film die Tiefe geben.
Die beiden alten Herren sprechen über ihre Erfahrungen mit Repression und Bigotterie, was es damals bedeutete, schwul zu sein, seine Liebe nur im Verborgenen leben zu können, in ständiger Angst um die eigene bürgerliche Existenz. In den 60er-Jahren lebt die Schwulenszene im Untergrund und kämpft um Anerkennung. Sie tut dies in einer Gesellschaft, die ängstlich, feindselig und oft aggressiv reagiert. Der Film zeigt auch, dass Missgunst und Zwietracht in der schwulen Subkultur ebenso existierten.
Stefan Haupt schafft es, all diese Elemente darzustellen, ohne zu dramatisieren oder zu belehren. Natürlich geht es in dem Film darum, historische Hintergründe und gesellschaftspolitische Entwicklungen zu thematisieren. Doch in erster Linie ist es ein Film über ein Paar, über die Geschichte zweier Menschen, die allen Widrigkeiten zum Trotz bis ins hohe Alter Liebende geblieben sind. Mehrmals zeigt sich, dass Stefan Haupt ein Meister ist im Umgang mit grossen Gefühlen – er schafft es, hochemotionale Sequenzen ohne den Hauch von Peinlichkeit darzustellen.
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