Schwerpunkt
Schwerpunkt
Schwerpunkt
Schwerpunkt
Schwerpunkt
Schwerpunkt
Schwerpunkt
Schwerpunkt
Die junge Ärztin Gabriela Rohrer übernahm im Kanton Luzern eine alte Hausarztpraxis auf dem Land. Im Interview sagt sie, wie das kam und was ihr daran gefällt.
«Schweizer Revue»: Frau Rohrer, was bewog Sie als junge Medizinerin dazu, eine Hausarztpraxis auf dem Land zu übernehmen?
Gabriela Rohrer: Mir stellte sich die Frage genau umgekehrt. Warum hätte ich in eine stadtnahe Praxis arbeiten gehen sollen? Ich bin kein Stadtmensch. Hier, im landschaftlich reizvollen Entlebuch, fühle ich mich sehr wohl. Ich gehe gerne in die Natur. Und von der Medizin her ist es äusserst spannend, auf dem Land zu arbeiten.
Was ist das Spannende daran?
Die Hausärztin auf dem Land sieht das ganze medizinische Spektrum. In städtischen Gebieten gehen Kinder zum Kinderarzt, Frauen zur Gynäkologin, und wer sich das Handgelenk bricht, sucht den Spitalnotfall auf. Das alles gibt es bei uns nicht. Ich bin die erste Anlaufstelle für jedes gesundheitliche Problem.
Ihr Vorgänger war jahrzehntelang der Dorfarzt. Wie kam die Nachfolge zustande?
Die Dorfgemeinschaft hat sich sehr dafür engagiert, dass ihr die Hausarztpraxis erhalten bleibt. Oft sind die hohen Investitionskosten für junge Ärzte ein Hindernis. Deshalb wurde eine Genossenschaft gegründet, an der sich nebst der Gemeinde viele Privatpersonen aus der Region beteiligten. Die Genossenschaft kaufte die Liegenschaft. Die Praxis ist eingemietet. Die Firma, die sie betreibt, gehört mir und meinem Lebenspartner. Die zwei anderen Ärzte, die in der Praxis tätig sind, sind bei uns angestellt. Tönt kompliziert, ich weiss. Aber die Hauptsache ist: Es funktioniert.
Was machen Sie anders als die traditionellen Hausärzte, wie man sie in der Schweiz lange kannte?
Ich habe grossen Respekt vor dem Lebenswerk dieser Hausärzte. Mein Vorgänger hinterliess in so vielen Familien Spuren. Er begleitete die Menschen ein Leben lang, durch Kummer, Leid und Glück. Für viele war er einfach immer schon da. Auch mir gefällt es, die Patienten über längere Zeit zu begleiten. Trotzdem haben wir gewisse Dinge geändert. Wir brachten etwas mehr Organisation in die Praxis rein und definierten unsere Erreichbarkeit klarer. Mir ist es wichtig, Zeiten zu haben, an denen ich nicht verfügbar bin. Dass ich weiss: Diesen Nachmittag habe ich frei, diese Nacht kann ich durchschlafen.
Sie sind Präsidentin der Vereinigung «Junge Hausärzte Schweiz». Warum ist der Hausarztberuf für Jüngere wieder interessant?
Das war er immer schon. Hausarzt ist ein wunderbarer Beruf. Dass sich die Jüngeren eine Zeitlang davon abwandten, hatte andere Gründe. Verpasste Nachwuchsförderung. Wenig Kontakt zur Hausarztpraxis im Studium. Die Politik, die den Hausärzten das Leben schwer machte. Inzwischen ist einiges geschehen. Die Hausarztmedizin bekam auf politischer Ebene eine ganz andere Bedeutung, bei der Ausbildung hat sich vieles verbessert. Auch die Hausärzte selbst merkten, dass sie hinstehen und ihr Berufsbild entstauben mussten. Wir haben die Freude am Beruf bei den Jungen gesät. Um zu ernten, müssen wir hegen und pflegen. Die ausufernde Bürokratie kann abschrecken. Was ich alles für Formulare ausfülle! Diese Zeit würde ich lieber den Patienten widmen.
Gabriela Rohrer ist Fachärztin für Allgemeine Innere Medizin FMH und leitet seit Anfang 2018 die Hausarztpraxis Flühli in der Luzerner Gemeinde Flühli / Sörenberg. Sie ist 35-jährig und stammt aus der Region Bern.
Weiterlesen: Dringend gesucht: Hausärzte
Kommentare