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Dino Brandão und die Stimme der Engel

04.02.2022 – STÉPHANE HERZOG

Dino Brandão live zu hören ist ein überwältigendes Erlebnis. Er ist ein Künstler mit einer aussergewöhnlichen Stimme, der in ein vollkommen unbekanntes Universum eintaucht. Davon kann sich jeder selbst überzeugen, wenn er das Video von «Bouncy Castle» anschaut, einem Titel aus dem ersten Album des Schweizer Sängers. Die fünf Lieder auf dieser Mini-CD hören sich wie eine psychedelische, melancholische Collage an. «Meine Seele ist wie eine Hüpfburg, ich lasse dich reinspringen» (My psyche is a bouncy castle, I’ll let you jump in), singt Dino Brandão. Dabei wechselt er zwischen Kopfstimme und tiefen Tönen. Der 29 Jahre alte Künstler aus Zürich hat bereits mit einer der bekanntesten Schweizer Künstlerinnen, der Sängerin Sophie Hunger, zusammengearbeitet. Als Kind einer Aargauerin und eines Angolaners wuchs er in Brugg auf. Sein Vater war Kindersoldat, und es scheint so, als ob der Sohn noch immer unter den Schockwellen dieser blutigen Vergangenheit leidet. Dieses Leiden fliesst in seine Texte ein. Vielleicht befreit seine Musik Dino Brandão von einem bedrohlichen Schatten – einer besonderen Art von Schizophrenie, die bei ihm diagnostiziert wurde. Zum Komponieren und Texten zieht sich der Künstler in sein Studio zurück, in dem sich Trommeln bis zur Decke stapeln. Er arbeitet alleine und vervielfältigt seine Aufnahmen und musikalischen Collagen auf seinem Computer.

Dino Brandão: «Bouncy Castle», 2021, Two Gentlemen

Seine musikalische Ausbildung bezog der Autodidakt aus dem Rap, aber auch aus einer Mischung von Musikstilen. So ist etwa der influss des angolanischen Künstlers Bonga zu spüren, dessen kraftvolle, zerrissene Stimme ein wenig an die von Dino Brandão erinnert. Das ist eine gute Gelegenheit, um sich den herzzerreissenden Song «Mona Ki Ngi Xica» noch einmal anzuhören. Dino Brandão fühlt sich im Englischen zu Hause, singt aber auch gerne im Dialekt. Davon zeugt sein Album Ich liebe Dich, das Ende 2020 herauskam. Das Werk entstand in Zusammenarbeit mit dem Zürcher Sänger Faber und mit Sophie Hunger und wurde hinter geschlossenen Türen aufgenommen. Auf der Bühne und in seinen Videos bewegt sich der Künstler aus Zürich, der sich auf dem Skateboard recht geschickt anstellt, als sei er von einem Geist besessen. Seine seltsamen Gesten erinnern ein wenig an die von Joe Cocker. Auf seiner rudimentären Website konzentriert sich Dino Brandão auf das Wesentliche. Vor allem gibt er dort die Termine
seiner nächsten Konzerte in ganz Europa bekannt. Vielleicht können Sie ihn ja bald ganz in Ihrer Nähe spielen hören.

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