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Der sanfte Alpenrevoluzzer

21.03.2018 – Stefan Strittmatter

Es beginnt mit einem Alpaufzug, man hört das Stapfen der Kühe, ein gelegentliches Muhen und vereinzelte Glocken. Dann setzt ein hymnisches Jodeln ein, das keinen Zweifel daran lässt, wo für Trauffer der Himmel ist: hoch oben in den Bergen, in der Bilderbuch-Schweiz. Dort also, wo es Sex, Drugs and Rock’n’Roll nie geschafft haben, «Schnupf, Schnaps + Edelwyss» – so der Titel des neuen Albums des Berner Erfolgsmusikers – zu verdrängen.

Seine Fans werden ihm verzeihen, dass der 39-Jährige im Titelsong den Rock als «Schnee vo Geschter» abtut und sich bei mehr als der Hälfte seiner neuen Lieder kräftig bei dessen Klischees bedient: Bei «Dä mit de Chüe» lässt er zum Stampfgroove die Stromgitarre gegen eine Handorgel anknattern, wie es der österreichische Alpenrocker Hubert von Goisern Ende der Achtzigerjahre erfolgreich tat. Doch damit begnügt sich Trauffer nicht: Noch im gleichen Stück ertönen Blues-Brothers-Bläser, Alphorn und Hackbrett. Und selbstverständlich wird auf dem sechsten Werk des Sängers immer wieder gejodelt.

Dass er nichts aus seinem Leben mache, das muss sich Marc Trauffer, so der volle Name des Brienzers, beileibe nicht vorwerfen lassen. Mit seiner früheren Band Airbäg gelangen ihm ein paar Achtungserfolge, und auf Solopfaden stellt er spätestens seit «Alpentainer» Rekorde auf. Das Album war ab 2014 insgesamt drei Jahre in den Schweizer Top-50, und sein Nachfolger «Heiterefahne» von 2016 verharrte sieben Wochen an der Chartspitze. Einzig mit den Singles hat es bei Trauffer bislang noch nicht ganz hingehauen, auch die aktuelle Auskopplung «Geissepeter» schaffte es im vergangenen Dezember nur auf Platz acht.

Neben ohrwurmigem Ländlerrock beheimatet «Schnupf, Schnaps + Edelwyss» ein paar Balladen und eine gute Portion Skihütten-Reggae. Nur Ecken und Kanten sucht man vergebens – auch textlich: Trauffer will sich seine Breitenwirkung in keinem Landesteil verscherzen, weswegen er seine Wurst in «Bier & Cervalat» arg diplomatisch mit einer «Tube Sänf oder au nid» geniesst. Überzeugender ist da das Limmerick-Lied «Obsi oder Nizi», in dem er konsequent und durchaus geglückt auf Peach-Weber-Niveau witzelt. Klar ist: Für Trauffer dürfte der Weg vorerst weiterhin «obsi» gehen.

Trauffer: «Schnupf, Schnaps + Edelwyss», Ariola/Sony, 2018.

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