«Die Schweiz hätte Dutzende Leben retten können, wenn sie sich mutiger und mit mehr Nachdruck eingesetzt hätte», schreiben die Autoren Balz Spörri, René Staubli und SonntagsBlick-Journalist Benno Tuchschmid in ihrem 2019 erschienenen Buch «Die Schweizer KZ-Häftlinge».
Darin zeigen sie auf, wie die Schweizer Behörden viele Verfolgte im Stich gelassen haben. Und sie machten publik, dass die Nazis zwischen 1933 und 1945 mindestens 408 Schweizerinnen und Schweizer in Konzentrationslager deportierten – Widerstandskämpfer, Juden, Sozialisten, sogenannte «Asoziale», Zeugen Jehovas, Sinti und Roma. Über 200 von ihnen starben.
Über die Kosten macht das Konzept keine konkreten Angaben. Es liegt nun am Bundesrat, die skizzierten Pläne zu verfeinern und im Detail auszugestalten. Die Chancen, dass die Schweiz in einigen Jahren ihr erstes staatliches Holocaust-Mahnmal eröffnen kann, stehen nicht schlecht. Mehrere Bundesräte stehen hinter der Idee.
Der Plan für eine offizielle Gedenkstätte ist breit abgestützt. Hinter den Kulissen haben sich bereits 200 Einzelpersonen und Organisationen aus Gesellschaft, Wirtschaft und Politik zusammengetan, um die Idee voranzutreiben. Zu den Unterstützern gehören etwa die Landeskirchen, alt Bundesrätin Ruth Dreifuss oder Schriftstellerin und SonntagsBlick-Kolumnistin Milena Moser.
Auch der Zürcher SVP-Nationalrat Alfred Heer engagiert sich für das Projekt. «Für die Schweiz als starke Demokratie wäre ein solcher Gedenk- und Vermittlungsort wichtig», sagt er. Das Mahnmal soll laut Heer zu kritischem Denken anregen. Vom Bundesrat erwartet der SVP-Politiker, dass er baldmöglichst die für die Gedenkstätte nötige Rechtsgrundlage dem Parlament vorlegt.
Historikerin Sabina Bossert hat bereits ein Wunschdatum für die Eröffnung: der 13. August 2022. Dann genau vor 80 Jahren hat die Schweiz die Grenzen für verfolgte Juden geschlossen. Für viele von ihnen ein Todesurteil.
Weiterlesen: Gastkommentar zu diesem Beitrag von Benno Tuchschmid
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